Der Bau des Herkules
Der Bau der
Kaskaden sollte 27000 Taler kosten; dadurch
wurde der Unmut des Volkes lauter und
Landgraf Karl mußte auf einige kostspielige Feinheiten
verzichten. Zumal 1708 schon der nächste Vertrag über
die Errichtung eines Oktogons verabschiedet wurde.
Das Oktogon wurde zur damaligen Zeit folgendermaßen
geplant: Das Erdgeschoß sollte wie ein Grottensalon
gestaltet werden, in der sich unter anderem eine
Büste des fürstlichen Erbauers Landgraf Karls
befinden sollte. Das Zwischengeschoß sollte rustikal
gehalten werden, und in den Nischen waren Figuren
und Springbrunnen geplant, doch dazu reichten
die 3000 Taler/Jahr nicht mehr aus. Auch spätere
Fürsten fügten keine Figuren mehr hinzu.
Die Arbeiter
waren rund um die Uhr beschäftigt.
Aus Aufzeichnungen geht sogar hervor, daß nicht
nur Tagelöhner, Maurer, Bergleute und Steinmetze
aus und um Kassel beschäftigt wurden, sondern
daß einige sogar aus Italien kamen. 1710 waren
die größten Arbeiten am Oktogon und den Kaskaden
abgeschlossen. Nachdem die Gebäude Gestalt angenommen
hatten, beschloß Landgraf Karl, daß auf dem Oktogon
zur Krönung noch eine Pyramide erbaut werden
sollte, damit man schon von weitem das Reich
des Landgrafen Karl sehen könnte. 1713 wurde
dann der Bau der Pyramide per Erlaß angeordnet.
Das Volk hatte
es unter Landgraf Karl nicht besonders gut,
da ihm sein Traum vom Park Wilhelmshöhe
mehr zusagte, als das Wohlergehen seines Volkes.
Doch es wurden weiter Unsummen für die Bauten
ausgegeben. Da die Pyramide nicht geplant war,
mußten im Nachhinein die Grundmauern des Oktogons
verstärkt werden. Die Umbauten am Oktogon waren
sehr gefährlich und führte in den folgenden Monaten
zu vielen tödlichen Unfällen an der Baustelle.
Dennoch wurde die Pyramide ein Jahr später vollendet.
1713 wurde auch
ein Auftrag zur Fertigung einer Kupferfigur
an Anthoni den Kupferschmied in Augsburg
vergeben. Anthoni arbeitete vier Jahre lang an
der acht Meter hohen Herkules Figur. Doch bevor
der Herkules und die Kaskaden fertiggestellt
und eröffnet wurden, verließ Gueriero 1715 die
Stadt Kassel. Es heißt, daß es seit längerem
Differenzen zwischen Landgraf Karl und Gueriero
wegen auftretender Mängel an den Bauwerken gegeben
haben soll.
Am 30.11.1717
wurde das Oktogon und die Kaskaden eröffnet. Doch der Glanz des Bauwerkes hält der
Witterung auf dem zugigen und nassen Habichtswald
nicht lange stand, denn schon fünf Jahre später
sind umfangreiche Reparaturen notwendig, und
1724 wird ein Gutachten über den außerordentlich
schlechten Zustand des Oktogons und der Kaskaden
erstellt. Diese ständigen Reparaturarbeiten sind
auf den damals falsch ausgewählten Baustoff zurückzuführen.
Das Oktogon und die restlichen Parkgebäude sind
daher eine kostspielige Hinterlassenschaft des
Landgrafen Karl und seinen Nachfolgern, die bis
in die heutige Zeit riesige Mengen an Geldern
für Reparaturen und Sanierungsarbeiten verschlingen. |